Die Honigbiene ist in ihrem Bestand bedroht. Weltweit gab und gibt es teils große Rückgänge der Populationen. Auch in Deutschland ist das Bienensterben ein Thema. Naturschützer*innen, Wissenschaftler*innen und Imker*innen sind beunruhigt und suchen nach Gründen und Gegenmaßnahmen.
Denn: Bienen lassen sich zwar importieren, ihre Bestäubungsleistung jedoch nicht. Die Bestäubung der Biene ist keine kostenlose Dienstleistung, sondern eine, in die investiert werden muss, um sie zu schützen und zu erhalten. Zahlen verdeutlichen die ökonomische und ökologische Bedeutung der Honigbiene.
Alarmierender Rückgang der Populationen
Wieso und woran ganze Bienenpopulationen sterben, ist nicht einfach zu beantworten und unter den Expert*innen umstritten. Einig ist man sich aber darin, dass mehrere Faktoren zusammen ein überproportionales Ableben begünstigen. Und auch darin, dass ein gesundes Bienenvolk in der Regel mit den meisten Krankheiten zurechtkommt.
An erster Stelle steht die Varroa-Milbe, die gemeinsam mit Bienenimporten Ende der 70er Jahre eingeschleppt wurde und heute die Bedrohung Nr. 1 der Honigbiene bei uns ist. Der winzige Parasit ist 1,7 Millimeter groß, vermehrt sich auf der Brut und ernährt sich vom Blut der Bienen. Über die Bisswunden überträgt die Milbe weitere Krankheitserreger. Die Bienen werden geschwächt, die Drohnen sogar unfruchtbar.
Dieser Aspekt macht eine Entwicklung der letzten Jahrzehnte deutlich: durch den Import ganzer Bienenkolonien in neue Nutzregionen wurden und werden neue Krankheitserreger gleich mitverschleppt. Die ursprünglich autarken Bienen sind nur noch als „domestiziertes“ Nutztier unter der Obhut von umsichtigen und kompetenten Imkern überlebensfähig.
Die Biene lebt wie der Mensch von einer vielseitigen Ernährung. Je vielfältiger das Nahrungsangebot, desto widerstandsfähiger sind die Bienen gegen Krankheiten. Die intensive Nutzung der Kulturlandschaft und der zunehmende Aufbau von Monokulturen reduziert die Vielfalt der Lebensräume. Blühen dann alle Nektarlieferanten gleichzeitig und nur kurze Zeit, werden die restlichen Monate für die Tiere zur Hungerszeit. Damit die Bienen nicht (ver)hungern, sind sie auf abwechslungsreiche Lebensräume mit einem ganzjährig reichen Angebot an blühenden Pflanzen angewiesen.
Neue Pestizide für den Pflanzenschutz in der Agrarwirtschaft machen den Bienen ebenfalls zu schaffen. Noch ist die Ursache-Wirkung bei vielen Giftstoffen nicht klar. Man weiß aber, dass sich schon kleinste Mengen an Pestiziden auf das Nervensystem der Insekten auswirken und die natürliche Orientierungsfähigkeit beeinträchtigen. Die Sammlerbienen verlassen ihren Stock und finden – in ihrer Orientierung beeinträchtigt – nicht mehr zu ihrem Volk zurück.
Die Auswirkung weiterer veränderter Umweltbedingungen auf die Gesundheit der Bienen – wie Luftverschmutzung, elektromagnetische Strahlung und auch der Klimawandel mit vorgezogenen Blütephasen – werden derzeit weltweit erforscht. Erste Ergebnisse deuten bereits an, dass es die Honigbienen in Zukunft nicht leichter haben werden, zu überleben.