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Biene

Bienenhelfer-Kolumne – Teil 2: Grundlagen der Imkerei

Die bienenbegeisterte Bloggerin Clara von tastesheriff möchte Imkerin werden. In ihrer 6-teiligen Kolumne berichtet sie über ihre Erfahrungen und Eindrücke während ihrer Imkerausbildung an der Imkerschule Schleswig-Holstein.

Samstagmorgen – mein müder Körper hatte große Lust, einfach liegen zu bleiben, aber es war Imkerschultag! Der zweite Termin meiner Imkerausbildung in der Imkerschule Schleswig-Holstein und ein äußerst wichtiger Termin. Dafür verbringt man gerne auch mal den Samstag in der Schule. Diesmal ging es um die Grundlagen der Imkerei, Gesetze und Verordnungen, imkerliche Organisationen wie zum Beispiel dem Deutschen Imkerbund, Arbeitsabläufe, Beuten-, Maschinen- und Gerätekunde, Unfallverhütung und Ergonomie – quasi ein Kessel Buntes!

Mit Kaffee aufgeputscht ging es mit dem Auto nach Schleswig-Holstein. In der Schule in Bad Segeberg angekommen, traf man auch wieder auf ein paar bekannte Gesichter. Ein spannender Tag wartete auf uns, und ich war bereit, mein Wissen vom ersten Termin noch zu vertiefen.

In meinem Notizbuch finde ich 23 Seiten mit Aufzeichnungen – jede Menge wichtige Fakten und Informationen, wobei mir im Nachhinein leider immer noch die Bilder zum Thema Arbeitssicherheit im Kopf geblieben sind. Ich wusste bereits vorher, dass der Umgang mit Natronlauge und anderen ätzenden Flüssigkeiten nicht ungefährlich ist. Samstag wurde es uns dann nochmal verbildlicht. Natürlich birgt das Arbeiten mit Bienen auch Gefahren des Stechens und Ähnliches. Ohne Netz kann es da auch gerne zu Bienenstichen im Gesicht kommen, die vielleicht am nächsten Tag schwer zu verheimlichen sind. Vielleicht kennt der eine oder andere die Parodie des Videos zur Arbeitssicherheit bei Gabelstaplerfahrern – Staplerfahrer Klaus! Die Einheit in der Imkerschule hatte eine ähnliche Aussagekraft!

Natürlich gab es auch einige andere Fakten, die weniger mit Chemikalien und Bienenstichen zu tun hatten – aber der Reihe nach.

Imkerei in Deutschland – mit wem habe ich es eigentlich zu tun?

In Deutschland gibt es offiziell 86.000 Imker, die im Durchschnitt sieben Bienenvölker haben. Jedoch sind nicht alle erfasst. Es handelt sich hier um Werte, die über die Imkervereine registriert sind. Das Durchschnittsalter beträgt 58 Jahre, und es sind zu 92 % Männer. So hatte ich es mir bereits im Vorfeld auch vorgestellt, aber dann zu erfahren, dass es wirklich hauptsächlich nur ältere Männer sind, hat mich etwas überrascht. Ich hoffe, dass zukünftig auch viel mehr junge Leute auf den Geschmack kommen und sich mit dem Thema Bienen auseinandersetzen.
Der deutsche Bundesbürger ist ein Rekord-Honigesser. So werden pro Person ca. 1,4 kg Honig im Jahr gegessen. Davon werden aber nur 20 % in Deutschland selbst erzeugt. Die größten Honiglieferanten sind Südamerika und Asien. Der Honigertrag pro Bienenvolk in Schleswig-Holstein beträgt ca. 30-40 kg. Das ist ein überdurchschnittlich hoher Ertrag, bedingt durch Klima, Witterung und ertragreiche Pflanzen wie Raps und Co.

Arbeitsaufwand durch das Bienenjahr – was kommt alles auf mich zu?

Beruhigend war die Information, dass – gut geplant – nur knapp 30 Völkerbesuche pro Jahr nötig sind, um alle Handgriffe zu erledigen. Ich sah mich schon ab nächstem Jahr drei Mal die Woche zu meinen Bienenvölkern fahren. Natürlich sind die Monate Oktober bis Februar durch das Überwintern ruhig und entspannt. Gerade im Sommer kommen aber viele Arbeiten rund ums Bienenvolk auf einen zu. So muss der Futtervorrat kontrolliert, den Bienen Raum gegeben und die Drohnenbrut entfernt werden. Das Ausschwärmen muss verhindert, die Jungvölker gepflegt, gegen die Varroamilbe behandelt und der Honig geerntet werden! Viele kleine Arbeitsschritte, die viel Aufmerksamkeit brauchen, aber durchaus machbar erscheinen.
Man rechnet pro Bienenvolk: 3 Stunden für die Völkerführung, 3 Stunden zur Honigverarbeitung und 1 Stunde zum Aufarbeiten des Wachses und der Waben.

Das Equipment – was brauche ich alles zum Start?

Spannend war der Teil über das erforderliche Equipment, Beuten und die notwendigen Materialien, um den Honig zu verarbeiten.
Es gibt verschiedene Beuten (das sind die Behausungen der Honigbienen), die man sich anschaffen kann. Darunter fallen zum Beispiel Blätterbeuten, Ständerbeuten, Golzbeuten, Bienenkisten oder auch Einfachbeuten, wie z.B. der „English Garden Beehive“, und viele andere mehr.
Bei der Wahl der Beute kann man nach Praktikabilität, Gewicht, Größe oder auch nach Funktion entscheiden. Die Frage ist hier: Möchte man Honig ernten oder die Bienen eher natürlich und ausschließlich für die Bestäubung der Pflanzen halten?
Oft ist es aber auch eine Entscheidung, woher man das Volk bekommt und wie es bereits „lebt“ und ob man es schon auf Rähmchen bekommt. Denn dann bietet es sich an, bei der gleichen Beuteform zu bleiben.
Vollgefüllte Zargen haben ein hohes Gewicht, und daher ist es auch immer eine ergonomische Überlegung, ob man bis zu 40 kg heben kann oder eher auf eine Kunststoffbeute zurückgreift, die bereits ein geringeres Grundgewicht hat.
Bei der Erstanschaffung bietet es sich an, die Preise zu vergleichen und auf Kombiangebote zurückzugreifen. Der Kauf von gebrauchten Beuten birgt immer das Risiko, dass sich dort evtl. Milben oder Bakterien abgesetzt haben, die dann das Volk schädigen.

Für das Arbeiten am Volk empfiehlt es sich, mit einem Smoker zu arbeiten, ein Imkernetz dabeizuhaben und eher helle und glatte Kleidung zu tragen. Es empfiehlt sich, Hosenbeine und Ärmel geschlossen zu halten – gerade bei der Arbeit an einem aggressiven Bienenvolk.

Beim Besuch des Bienenvolkes in einer Magazinbeute empfiehlt sich ein Holzbock mit ca. 80 cm Höhe zum rückenschonenden Abstellen und eine Sackkarre zum Transport. Auch bei der Standortwahl ist es wichtig, dass man ohne viel Geschleppe am besten direkt vorfahren kann. Damit hat sich meine Idee von Bienen bei uns auf dem Dach im 6. Stock Altbau ohne Aufzug schnell erledigt.

Wenn es dann an die Honigernte geht, muss man sich einiges anschaffen: Entdeckelungsgabeln, Tangentialschleudern oder Radialschleudern, Honigsiebe, Honigrührer und und und … Man braucht einiges und das geht dann am Ende wirklich ins Geld. Da bietet es sich an, sich mit jemandem zusammenzutun und vielleicht auch die Vernetzung der Imker für sich zu nutzen und um Rat zu fragen. Es gibt überall Ortsvereine, die einem mit Rat und Tat zur Seite stehen und mit denen man sich austauschen kann. Auch ich habe da schon meinen Ansprechpartner herausgesucht, damit ich gut fürs nächste Jahr gewappnet bin.
Mal schauen, wann die ersten Bienen bei mir einziehen – aber erst mal geht es in ein paar Tagen zu Termin Nummer drei in der Imkerschule! Ich freue mich schon und bin gespannt, was ich alles Neues lernen werde!

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