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Füße der Bienen

Die verräterischen „Schweißfüße“ der Bienen

Wer hätte gedacht, dass auch Bienen „Schweißfüße" besitzen? Mit der menschlichen Variante von verschwitzen Füßen haben diese aber nicht allzu viel gemein. Die chemischen Fußabdrücke der Bienen haben einen erstaunlich sinnvollen Zweck.

Jürgen Tautz
Bienenexperte und bee careful Kooperationspartner Prof. Dr. Tautz

Erst kürzlich haben Forscher der englischen Universität Bristol eine Arbeit publiziert (Pearce, R, Giuggioli, L & Rands 2017), die auch von nichtwissenschaftlichen Medien mit hohem Interesse aufgenommen wurde: Hummeln markieren mit Drüsen in ihren Füßen Blüten, die sie besucht haben. Diese chemischen Fußabdrücke verraten nachfolgenden Hummeln, dass diese Blüten bereits besucht worden sind und dass sich eine Mühe um Nektar hier nicht lohnt. Mehr noch, die Hummeln können feststellen, ob diese chemischen Markierungen ihre eigenen sind, von einem genetischen verwandten Individuum stammen, oder ob sie ein Fremder hinterlassen hat.

Ein duftender Fußabdruck mit Sinn

So aufregend diese Entdeckungen an den Hummeln sind, so alt sind vergleichbare Arbeiten an Honigbienen. Bereits im Jahre 1906 konnte der US-amerikanische Bienenforscher Ludwig Arnhart in allen sechs Füßen der Honigbienen Drüsen nachweisen. In klug angelegten Experimenten konnten die beiden argentinischen Bienenforscher Josue Nunez und Martin Giurfa in den Jahren 1967 und vertieft in 1992 zeigen, dass für die Honigbienen exakt das gleiche gilt wie für die Hummeln: Besuchte Blüten werden markiert und von nachfolgenden Bienen nicht besucht. Die chemischen Fußabdrücke „verduften“ mit der Zeit, so dass die Anzeige „hier ist nichts zu holen“ nur für relativ kurze Zeit bemerkt wird.

Füße der Bienen
Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme eines Bienenfußes. Die Öffnung der Arnhartdrüse liegt auf dem blasigen „Kissen“ zwischen den beiden Klauen. Aufnahme S. Diller (http://www.elektronenmikroskopie.info/)

Es ist eine der vielen wunderbaren Abstimmungen zwischen den Blütenpflanzen und ihren Bestäuberinsekten, dass die Geschwindigkeit, mit der das chemische „Stoppschild“ verblasst, gut Schritt hält mit der Nachbildung von Nektar in der markierten Blüte. Ist der Nektarvorrat wieder aufgefüllt, ist der Hinweis auf erfolgte Ausbeutung verblasst.

Literatur:

Arnhart, L.(1906): Anatomie und Physiologie der Honigbiene, Original in Englisch, Deutscher Nachdruck 2009.

Giurfa, M. & J.A.Nunez (1992): Honeybees mark with scent and reject recently visited flowers. Oecologia 89: 113–117.

Núñez, J.A. (1967) Sammelbienen markieren versiegte Futterquellen durch Duft. Naturwissenschaften 54: 322–323.

Pearce, R, Giuggioli, L & S.Rands (2017) Bumblebees can discriminate between scent-marks deposited by conspecifics. Scientific Reports: 7 (doi: 10.1038/srep43872).

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