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Eine Sammelbiene “badet” in Pollen

Pollen: der „Goldstaub“ der Honigbienen

Im Pollentransport von Blüte zu Blüte, durch den die Bestäubung von Blütenpflanzen stattfindet, liegt die Wurzel der sogenannten Co-Evolution zwischen den „modernen“ Blütenpflanzen und den Bestäuberinsekten, wie den Honigbienen. Aus Sicht der Bienen geschieht die Bestäubungsleistung „unabsichtlich“, während sie Nektar und Blütenstaub sammeln.

Jürgen Tautz
Bienenexperte und bee careful Kooperationspartner Prof. Dr. Tautz

Pollen stellt für die Honigbienen den essentiellsten Teil der Nahrung dar. Die Körner des Blütenstaubes werden durch die Verdauungsenzyme der Bienen aufgebrochen und so ein Zugang zu wertvollem Eiweißgehalt (Proteinen), Fetten, Mineralstoffen und Vitaminen geschaffen. Die Proteine können in ihre Bestandteile zerlegt werden, sodass die Bienen aus ihnen neue körpereigene Substanzen aufbauen können. Das ist besonders wichtig für junge Bienen, die noch nach dem Schlüpfen aus ihren Brutzellen Organe, wie die Flugmuskulatur, zu Ende entwickeln und ausbauen. Ohne Pollen gäbe es auch keine Nahrung für die Larven der Bienen, deren Ammenbienen in speziellen Futtersaftdrüsen die „Schwesternmilch“, das sogenannte “Gelee Royale” erzeugen. Pollen wird als „Bienenbrot“ mit Nektar vermischt in Wabenzellen gelagert, um so eine Reserve für die genannten Verwendungsmöglichkeiten aufzubauen, wenn das natürliche Blühangebot (der Tracht, wie der Imker sagt), jahreszeitlich bedingt, ein niedriges Angebot bereithält.

Das Spektrum an Pollen, das die Bienen einsammeln, richtet sich nach Tracht im Einzugsbereich der Sammelaktivität eines Bienenvolkes. Wichtig ist eine möglichst große Vielfalt der besuchten Pflanzenarten. Dabei sind 20 und mehr Blütenpflanzenarten keine Seltenheit. Die mengenmäßige Verteilung des eingesammelten Pollens auf die unterschiedlichen Blütenpflanzen kann am gleichen Standort von Bienenvolk zu Bienenvolk und von Tag zu Tag erheblich schwanken. In der Nähe landwirtschaftlicher Monokulturen können 90 Prozent und mehr von den dort angebauten Nutzpflanzen stammen. Das bringt gegenüber natürlichen Vegetationen – neben der Einseitigkeit des Pollens – einen weiteren drastischen Unterschied: Das Blühangebot ist auf einen engen Zeitraum begrenzt, was selbst mitten im Sommer zu dramatischen Hungerzuständen bis hin zur Todesfolge im Bienenvolk führen kann.

Doch wie verhält es sich mit der Einseitigkeit der Pollen-Nahrung?
Werden Bienenvölker unter kontrollierten Bedingungen mit künstlich angebotenen Pollen versorgt, zeigen sich im Vergleich von reinen Mais-Pollen mit Misch-Pollen folgende Effekte: Die Analyse der Aminosäurekonzentrationen ergab eine auffallend niedrige Histidin-Konzentration in der Versorgung mit Mais-Pollen. Bei der Erfassung von Brutaufzucht und Lebensdauer dieser Bienen ergaben sich für beide Aspekte schlechtere Werte im Falle der Versorgung mit reinen Mais-Pollen. Allerdings ergab eine Untersuchung der humoralen Aktivität, also der chemischen Abwehr von bakteriellen Infektionen der mit Mais-Pollen aufgezogenen erwachsenen Bienen, keine Einschränkung in deren Abwehr von Krankheitserregern (Höcherl et al. 2012).

Es bleibt die zentrale Erkenntnis: Eine große Artenvielfalt an Blütenpflanzen im Sammelbereich der Bienenvölker ist zum Aufbau und Erhalt starker und gesunder Bienenvölker unverzichtbar.

Literatur
Höcherl, N., Siede, R., Illies, I. and J. Tautz: Evaluation of the nutritive value of maize for honey bees. J.Insect Physiol 58, 278–285, 2012.

Abb. 1 im Teaser:
Eine Sammelbiene “badet” in Pollen, dem „Goldstaub“ der Honigbienen. (Foto: Ingo Arndt)

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