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Behaarung der Honigbiene

Die Behaarung der Honigbienen

Es war eine geschickte Technik, die bis ins Mittelalter eingesetzt wurde, um feinen Goldstaub aus Flüssen zu waschen: Man hielt dichte Schaffelle ins Wasser, in denen sich der Goldstaub aus dem Wasser verfing. Das war der reelle Hintergrund für die griechische Sage vom Goldenen Vlies. Der Anblick von Honigbienen, die pollenreiche Blüten besuchen, erinnert sehr an „Miniatur-Golden-Vliese“, kleine Felle dicht bepudert mit „goldener Fracht“.

Jürgen Tautz
Bienenexperte und bee careful Kooperationspartner Prof. Dr. Tautz

Im Gegensatz zu Honigbienen besitzen Wespen, die zu einer anderen großen Gruppe staatenbildender Hautflügler gehören, einen unbehaarten Körper. Das macht bei ihnen ebenso Sinn wie die Behaarung der Honigbienen. Wespen sind überwiegend Fleischesser und sägen sich ihre Portionen auch aus Aas. Beim Wühlen in Fleisch würde sich die Wespe stark verschmutzen, wenn sie eine Behaarung besäße. So kann sie sich nach ihren Beuteflügen perfekt reinigen.

Auch die Honigbienen putzen sich auf den Heimflügen von ihren Sammeltouren; allerdings nicht, um loszuwerden, was am Körper hängen geblieben ist, sondern im Gegenteil, um die Pollenkörner in den dafür vorgesehenen Abschnitten der Hinterbeine in Form von Pollenhöschen zu verstauen. Im Nest wird diese Ausbeute als sehr wichtige Proteinnahrung in leere Zellen gestampft.

Die Haftung des Blütenstaubes am Körper der Biene wird begünstigt, da die winzigen Härchen der Bienen, die aus Cuticula bestehen, sich im Flug durch die Reibung mit der Luft elektrostatisch aufladen. Der Pionier auf diesem im wahrsten Sinne des Wortes hoch spannenden Forschungsgebiet ist Ulrich Warnke, der das Phänomen 1973 entdeckt und in den Folgejahren untersucht hat (Warnke 1973).

In einem kürzlich publizierten Forschungsprojekt hat eine Gruppe von Wissenschaftlern nun festgestellt, dass die Bienen auf ihren Ausflügen auch winzige Mikroplastikpartikel „einsammeln“, ähnlich einem aufgeblasenen Luftballon, der Staub aus der Luft in seiner Umgebung anzieht, wenn man ihn durch Reibung elektrostatisch auflädt. Diese Beobachtung hat vor allem zwei Fragenkomplexe zur Folge, mit denen sich Wissenschaftler nun zu befassen beginnen: zum einen die Frage, wie schädlich ist Mikroplastik für die Honigbienen, die es ja nicht von den Pollenkörnern abtrennen können und so zu den Nahrungsvorräten im Stock verstauen, zum anderen die Überlegung, ob sich Honigbienen als „Bio-Monitore“ dafür eignen, die Belastung der Luft durch Mikroplastik zu erfassen. Mikroplastik allerorten, wir dürfen uns nicht wundern, dass dieses Thema auch die Honigbienen erreicht hat.

Literatur:
Ulrich Warnke (1973): Physikalisch-physiologische Grundlagen zur luftelektrisch bedingten “Wetterfühligkeit” der Honigbiene (Apis Mellifica). Dissertation, Universität des Saarlandes. Carlos Edo, Amadeo R. Fernández-Alba, Flemming Vejsnæs, Jozef J.M. van der Steen, Francisca Fernández-Piñas and Roberto Rosal (2021): Honeybees as active samplers for microplastics. Science of The Total Environment, 767, 144481. https://doi.org/10.1016/j.scitotenv.2020.144481

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